"Wir lagen vor Madagaskar
und hatten die Pest an Bord,
in den Kesseln da faulte das Wasser,
und täglich ging einer über Bord."
So verheerend wie in dem alten Seemannslied ist es glücklicherweise in der Trinkwasserversorgung auf Seeschiffen heutzutage nicht mehr. Aber es ist immer noch schwieriger als an Land.
Im Gegensatz zu Häusern, die an einem Platz, und damit an eine relativ gleichmäßig beschaffene Wasserversorgung gebunden sind, sind Schiffe, wir sprechen hier von Überseeschiffen, wie Fracht-, Tank-, Container- und Kreuzfahrtschiffen, angewiesen auf das je nach Standort verfügbare Roh- oder Trinkwasser.
Schiffe mit kleiner Besatzung und/oder ohne Passagiere bunkern üblicherweise ihr für die Reise benötigtes Trinkwasser im Ausgangshafen und füllen die verbrauchte Menge im nächsten Zielhafen wieder auf. Dadurch kann es zu Mischwasserproblemen kommen, da die Wasserqualitäten nicht nur in hygienischer Hinsicht, sondern auch bezüglich chemisch-physikalischer Parameter wie pH-Wert, Kalk-Kohlensäure-Gleichgewicht, Mineralstoffgehalt und vielen anderen Parametern nicht aufeinander abgestimmt sind.
Anforderungen und Probleme:
Bunkerwasser
Grundsätzlich muss das im jeweiligen Hafen gebunkerte Wasser Trinkwasserqualität aufweisen. In Europa (EU) gilt für die Anforderungen die „Directive on the Quality of Water for human Consumption“ (Council Directive 98/83/EC), die in den Mitgliedsländern in nationales Recht umgewandelt wurde, z.B. in Deutschland: Verordnung über Wasser für den menschlichen Gebrauch (Trinkwasserverordnung 2001 [TrinkwV 2001]), Großbritannien: Drinking Water Directive, Frankreich: Reglementation relative à l’eau destinée à la consommation humaine.
In europäischen nicht EU-Ländern sowie außereuropäischen Ländern gelten hiervon abweichende Qualitätsanforderungen an das Trinkwasser. “Guidelines for drinking water quality; Vol. 1: Recommendations“ der WHO, die jedoch, wie der Titel schon ausdrückt, lediglich Empfehlungscharakter haben.
Da die Rohwasserqualität und die Aufbereitungstechniken sehr unterschiedlich sein können und tatsächlich auch sind, ist es evident, das dieses auch zu unterschiedlichen Trinkwasserqualitäten führen muss. In den meisten Fällen wird das aufgenommene Trinkwasser desinfiziert (gechlort) sein.
An Bord produziertes Trinkwasser
Schiffe mit höherem Trinkwasserbedarf wie Kreuzfahrschiffe, die bis zu 3000 Passagiere und Besatzungsmitglieder an Bord haben, verfügen in der Regel über eigene Meerwasser-Entsalzungsanlagen. Dies sind fast ausschließlich destillative und/oder RO- (reverse osmosis)-Anlagen. Der Einsatz von Elektrodialyse-Anlagen, die im Prinzip auch möglich wären, verbietet sich aus Kostengründen, da hier der Energieaufwand proportional zum Salzgehalt des Meerwassers ist.