Dass Stoffe Licht absorbieren, nutzte die chemische Analytik schon recht früh zu deren Charakterisierung. Ausgehend von der Spektroskopie mit sichtbarem Licht bauten Wissenschaftler und Techniker ein ganzes Methodenarsenal auf, um mit Strahlung unterschiedlichster Art die uns umgebende stoffliche Welt qualitativ und quantitativ zu entdecken. Der stofflichen Analyse steht die Stoffsynthese gegenüber, und auch diese kann lichtgetrieben vonstatten gehen. Dazu setzt der Chemiker im Labor meist sehr spezielle Lichtquellen ein. Ein riesiger photochemischer Reaktor ist aber auch unsere Erdatmosphäre. Spannend und längst nicht vollständig verstanden sind die Reaktionen, die über unseren Köpfen und noch weit über den Wolken ablaufen – dank der Energie, die unsere Sonne abstrahlt.
Das Internationale Jahr des Lichts wird nicht nur von Chemikern gestaltet. Der Aufgabe, die Natur des Lichts zu ergründen, hatten sich zunächst die Physiker angenommen, und so wurde auch den Physikern die Federführung für dieses Internationale Wissenschaftsjahr übertragen. Wenn Sie sehen wollen, was die deutschen Physiker und ihre Unterstützer im kommenden Jahr so vorhaben, dann besuchen Sie die Seite www.jahr-des-lichts.de. Zur offiziellen internationalen Seite gelangen Sie hier: www.light2015.org. Ich bin sicher, es werden sich im Lauf des Jahres einige Kooperationen unter den wissenschaftlichen Disziplinen ergeben, die derzeit noch im frühen Stadium der Planung sind.
Die internationalen und deutschen Wissenschaftsjahre sind eigentlich ein hervorragendes Format, um Wissenschaft zu präsentieren oder mit der Öffentlichkeit ins Gespräch zu kommen. Das Problem jedoch ist: Diese Aktionsjahre werden kaum wahrgenommen und stehen von daher immer in der Kritik. Noch verheerender wirkt sich die Gleichzeitigkeit mehrerer Wissenschaftsjahre aus. Betreut doch die UNESCO noch ein zweites Wissenschaftsjahr 2015: Das Internationale Jahr des Bodens. Für Umwelt- und Geochemiker auch keineswegs uninteressant. Und schließlich gibt es auch noch das BMBF-Wissenschaftsjahr „Zukunftsstadt“, wobei das Thema so ausgewählt wurde, dass man sich einen konstruktiven Dialog zwischen Bürgern und Wissenschaftlern aller Diszipllinen erhoffen kann – im Sinne moderner Wissenschaftskommunikation.
Doch zunächst einmal bin ich genauso gespannt wie Sie, wie die Fachgruppen in der GDCh Woche für Woche ein ganzes Jahr lang das Thema „Chemie und Licht“ bespielen. Und da das Jahr noch so jung ist, gestatten Sie mir den Hinweis, dass in der Silvesternacht einmal wieder Chemie und Licht eine (im wahrsten Sinne des Wortes) überragende Rolle gespielt hat. Eine Silvesternacht ohne die Kunst der Pyrotechnik? Undenkbar.